Heute wurde bei Ubisoft Forward die Zukunft der Assassin's Creed-Reihe skizziert und eine Vielzahl anderer Ankündigungen gemacht (sieh dir hier unsere Forward-Zusammenfassung an). Während auf dem Bildschirm die Videospiele die Hauptrolle spielten, bekräftigte Ubisoft hinter den Kulissen seine Strategie in Bezug auf sein Portfolio, seine kreative Vision und seine Studioaktivitäten.
Chief Portfolio Officer Sandrine Caloiaro, VP, Editorial Fawzi Mesmar und SVP, Studio Operations Marie-Sophie De Waubert haben sich mit Ubisoft News zusammengesetzt und über die Strategie gesprochen, die Ubisoft als zukunftsorientiertes, innovatives Unternehmen positioniert, das aus einem globalen Netzwerk von eigenverantwortlichen Studios besteht. Obwohl jeder von ihnen über ein anderes Thema gesprochen hat, lautete die durchgängige Botschaft: „Die Spieler:innen stehen im Mittelpunkt“.
„Als Spieleproduzenten versetzen wir uns in die Lage der Spieler:innen und fragen uns ständig, ob die Spieler:innen das wollen oder nicht“, sagte Mesmar. „Außerdem versuchen wir, uns mit unseren Spieler:innen regelmäßig auszutauschen, um ein tiefes Verständnis für sie zu entwickeln, damit wir bei der Entwicklung unserer Spiele Entscheidungen treffen können, die [im Sinne der Spieler:innen] sind. Es ist unser dauerhaftes Anliegen, die Erwartungen der Spieler:innen an uns zu erfüllen.“
Das Portfolio: Die Stärkung von Ubisofts Hauptmarken
Caloiaro, der für das neu geschaffene Brand-Portfolio-Management-Team verantwortlich ist, ist der Meinung, dass eine spieler:innenorientierte Mentalität nicht nur in den Entwicklungsstudios herrschen sollte, sondern bei jeder wichtigen Entscheidung, die im gesamten Portfolio getroffen wird. „Wir denken darüber nach, welche Erwartungen unsere Spieler:innen haben und welche wichtigen Trends sie verfolgen wollen“, sagt Caloiaro. „Was sind die wichtigsten Entwicklungen in der Branche und wie können wir sie vorhersehen? Um dieses Wissen zu erhalten, hören wir unseren Spieler:innen zu.“
Caloiaro und ihr Brand-Portfolio-Management-Team haben drei Hauptziele: Das erste ist die Stärkung von Ubisofts Portfolio mit ikonischen Spielereihen. Schwarz auf Weiß mag das einschüchternd wirken - den Status einer „Ikone“ zu erreichen ist ein ehrgeiziges Ziel - aber Caloiaro hat einen Fahrplan dafür.
„Assassin's Creed, Far Cry und Rainbow Six sind die Kronjuwelen in Ubisofts Portfolio“, erklärt sie, „sie sind bereits auf dem Weg, zu Ikonen zu werden. Ein Teil ihres Plans ist kreativ: Sie will sicherstellen, dass die Spiele dieser Serien von außergewöhnlicher Qualität sind. Ein anderer steht im Zusammenhang mit den Transmedia-Bemühungen von Ubisoft: mit Filmemachern, Showrunnern und Autoren zusammenzuarbeiten, die die Marken respektieren.
Der letzte Teil von Caloiaros Plan besteht in einer klaren Vision für jede Marke, die von Leuten wie Marc-Alexis Côté, VP Executive Producer von Assassin's Creed, vorangetrieben wird, der bei der Vorstellung von Assassin's Creed bei Ubisoft Forward eine zentrale Rolle spielte. „Wir haben eine neue Organisation innerhalb von Ubisoft ins Leben gerufen, um einen besseren langfristigen Ansatz für diese Marken zu haben, mit einer klaren Vision für die gesamte Spielereihe“, sagte Caloiaro.
Vielfalt, aber nicht um der Vielfalt willen
Natürlich sind die drei großen Marken, die am meisten mit Ubisoft in Verbindung gebracht werden, nicht der Anfang und das Ende der Vision für das Ubisoft-Portfolio; Caloiaro ist auch bestrebt, mehr Vielfalt in das ohnehin schon vielfältige Angebot zu bringen. Das bedeutet zum Beispiel, Indie-Spiele in Ubisofts Abo-Service Ubisoft+ aufzunehmen oder mit anderen kreativen Partnern wie Nintendo (bei der Mario + Rabbids-Serie) zusammenzuarbeiten. Das Team will jedoch keine Vielfalt um der Vielfalt willen bieten, sagt Caloiaro. Sie suchen ganz gezielt nach Erlebnissen, die sich für die Spieler:innen unverbraucht anfühlen.
„Wir haben bestimmte Interessen“, sagt sie. „Und wir wollen Erlebnisse schaffen, die ein bestimmtes Genre neu interpretieren und einen klaren Mehrwert gegenüber dem Bestehenden bieten.“
Und schließlich wollen Caloiaro und ihr Team neue soziale Erfahrungen schaffen, die in den letzten Jahren für Spieler:innen immer wichtiger geworden sind. „Es ist uns wichtig, nah an dem zu sein, was Spieler:innen heute in Videospielen erleben“, sagt Caloiaro. „Viele Videospiele sind heute ein Mittel, um Kontakte zu knüpfen und etwas zu erschaffen. Wir wollen diese Aspekte mit Spielen vorantreiben, die von Haus aus sozial sind und den Spielern neue Werkzeuge und Mechanismen an die Hand geben, damit sie im Spiel kreativ sein und sich ausdrücken können.“
Die kreative Vision: Außergewöhnliche Qualität
Mesmar, der im November 2021 als Vice President of Editorial zu Ubisoft kam, hat eine Reihe von Zielen, die speziell mit der kreativen Vision von Ubisoft zusammenhängen. Das erste ist, die kreative Leistung des Publishers in einem umkämpften Umfeld wettbewerbsfähig zu halten; jedes Produkt muss von außergewöhnlicher Qualität sein. „Die Spieler:innen haben mit nur wenigen Klicks jederzeit Zugang zu allen Arten von Unterhaltung“, sagt Mesmar. „Deshalb muss das für uns oberste Priorität haben.“
Das bedeutet, dass wir jedes Spiel während der Entwicklung ständig überprüfen und sicherstellen müssen, dass es den neuen Qualitätsstandards entspricht. Die Spiele müssen gründlich getestet, bei der Markteinführung aufpoliert und während ihres gesamten Lebenszyklus gut unterstützt werden, erklärt Mesmar. „Wir schauen uns auch die Postmortems aller Spiele an, die wir bereits veröffentlicht haben, und stellen sicher, dass wir unsere Methoden und Arbeitsabläufe weiterentwickeln.“
Peer-Reviews sind wichtig, und Gremien aus verschiedenen Experten, die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten, werden die Möglichkeit haben, Spiele von Ubisoft selbstständig zu bewerten. „Wir wollen ein 360-Grad-Feedback zu diesen Spielen ... das ist letztendlich das Beste für sie.“
In dieser neuen kreativen Vision ist auch die Erkenntnis enthalten, dass nicht jedes Spiel alles auf jeder Ebene leisten muss. Es ist wichtig, sich zu fokussieren. „Wir als Spieleentwickler müssen mit der Tatsache einverstanden sein, dass wir nicht mehr einfach ein Spiel für alle machen können“, sagt Mesmar. „Ich denke, ein Spiel, das sich auf ein Kernpublikum konzentriert, ist eine gute Sache. Das bedeutet, dass wir nicht darauf abzielen, das längste oder größte Spielerlebnis zu haben. Es geht vielmehr darum, das bestmögliche Erlebnis für diese Art von Spiel zu bieten.“
Spieler-Feedback ist entscheidend
Das Feedback der Spieler:innen ist ein zentraler Bestandteil der Vision von Mesmar und Ubisofts Editorial Team und wird bei jedem Meilenstein während der Entwicklung eines Ubisoft-Spiels berücksichtigt. Es gibt einen ständigen Austausch mit den Spieler:innen, erklärt Mesmar, und es ist die Aufgabe des Editorial Teams, dieses Feedback so einfließen zu lassen, dass es zum Spiel und zu der Botschaft passt, die sie zu vermitteln versuchen.
„Während wir die Spiele entwickeln, werden wir zu Anwälten der Spieler:innen“, sagt Mesmar.
Diese Fokussierung auf die Spieler:innen geht über die Spiele selbst hinaus. Es ist wichtig, ihnen einen Ort der Abgeschiedenheit und der sozialen Interaktion zu bieten - einen “dritten Ort“ jenseits von Arbeit und Zuhause. Als jemand, der mit dem Skateboardfahren aufgewachsen ist, erinnert sich Mesmar daran, dass die Skaterparks selbst genauso wichtig waren wie das Fahren selbst. „Es gab Zeiten, da ist einer der Jungs mit gebrochenem Bein einfach auf Krücken aufgetaucht, weil er mit allen anderen im Skaterpark abhängen wollte“, erinnert sich Mesmar. „Man muss nicht aktiv mitmachen ... es geht um diesen ,anderen Ort‘ an dem man mit Gleichgesinnten abhängt.“
„[Wir wollen] einen warmen, einladenden Ort schaffen, an dem die Leute einfach ein- und aussteigen, sich mit anderen treffen und diese Art von sozialen Kontakten aufbauen können.“
Die Strategie
Ubisoft kann seine zukünftigen Ziele, sei es die Erweiterung des Portfolios oder die Umsetzung der neuen kreativen Vision, nur erreichen, wenn das Geschäftsmodell insgesamt stimmt. Marie-Sophie De Waubert, SVP, Studio Operations, hat die Aufgabe, mehr als 17 000 Kreative auf der ganzen Welt unter einen Hut zu bringen, und für sie ist Ubisofts weltweites Studio-Netzwerk, das von Singapur bis Mailand reicht, von großem Vorteil. Von entscheidender Bedeutung ist die studioübergreifende Zusammenarbeit, bei der die Studios Best Practices und Technologien untereinander austauschen.
„Nehmen wir zum Beispiel Ubisoft Shanghai. Dieses Team hat einzigartige Tieranimationen für die Far Cry-Reihe entwickelt - vor allem für Far Cry 6 - und stellt sein Know-how nun für ein weiteres AAA-Spiel zur Verfügung“, so De Waubert. In ähnlicher Weise haben die Beiträge von Ubisoft Singapur zur Assassin's Creed-Reihe seit Assassin's Creed II dazu geführt, dass sie die Führungsrolle bei dem kommenden Skull and Bones übernehmen konnten. „Wir glauben wirklich, dass dieses Geschäftsmodell ein starker Wettbewerbsvorteil für Ubisoft ist“, sagt De Waubert.
In Anbetracht der Vielzahl von Studios unter dem Dach von Ubisoft ist es für De Waubert wichtig, dass sich jedes von ihnen, unabhängig von seiner Größe und seiner Betriebszugehörigkeit, gut aufgehoben fühlt. „Egal, ob sie vor fünf Jahren gegründet wurden, wie Ubisoft Bordeaux, oder vor 25 Jahren, wie Ubisoft Montreal, sehen wir jedes Studio als einen wichtigen Akteur für unseren gemeinsamen Erfolg.“
„Wir glauben an die Schaffung eines globalen Rahmens, der die strategischen und geschäftlichen Prioritäten unseres Unternehmens unterstützt und gleichzeitig unseren Studios die Möglichkeit gibt, autonom und eigenverantwortlich zu handeln. Ubisoft ist von seinem Wesen her ein dezentrales Unternehmen, und es ist uns sehr wichtig, die Identität unserer Studios und die Kreativität unseres Teams zu bewahren. Das ist wirklich ein bedeutender Teil unserer DNA“, sagt De Waubert.
Zusammenarbeit
Caloiaro, Mesmar und De Waubert stehen in ständigem Austausch, um diese Vision zu verwirklichen. „Es ist wirklich ein kollektives Abenteuer, ein kollektives und menschliches Abenteuer“, sagt De Waubert. „Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir viel zusammenarbeiten und viel teilen.“ („Zu viel?“, scherzt Caloiaro).
Bei der Vielzahl von Studios, Kreativen und Spielideen, die derzeit in der Mache sind, stellt sich die Frage: „Was macht ein Ubisoft-Spiel im Jahr 2022 aus?“ Gibt es so etwas wie eine „Ubisoft-Formel“ überhaupt noch?
„Nehmen wir doch nur mal die Veröffentlichungen in diesem Jahr“, sagt Mesmar, „sie stehen meiner Meinung nach exemplarisch für die Vielfalt, die im Ubisoft-Portfolio steckt. Es ist alles dabei, vom intergalaktischen Abenteuer von Mario und seinen Freunden über verwegene Piraten bis hin zu musikalischen Aktivitäten mit Rocksmith+ und Just Dance 2023 Edition.“
„Wenn man sich diese Spiele anschaut, wird deutlich, wie vielfältig unser Angebot ist. Das macht es schwierig, genau zu definieren, was ein Ubisoft-Spiel ausmacht - außer der Hingabe zu den Spieler:innen und der Tatsache, dass es den Spieler:innen Spaß machen soll.“